Abschied
Mein Opa ist letzte Woche gestorben. Jetzt sitze ich hier mit einem Glas Rotwein und versuche mich zu erinnern. Zu erinnern, wie er war und was ich mit ihm erlebt habe.
Wenn ich an ihn denke, dann hab ich als erstes ein Bild im Kopf: Wir beide sitzen im Garten auf der Bank vor dem Häuschen. Er liest die Zeitung (oder einen Bergdoktorschundroman, hihi) und ich sitze daneben und "arbeite" seine Bingo-Scheine der BZ ab. Oder lese auch. So konnten wir einige Zeit miteinander verbringen ohne viel sagen zu müssen. Meistens rauchte er nebenbei.
Einmal hat er sogar etwas beim BZ-Bingo gewonnen. Da musste er sehr ausdauernd sein, weil die Leute von der BZ die Kohle natürlich nicht so einfach rausrücken wollten. Aber er hat's dann letztlich geschafft. Ich denke er war ein ausdauernder Mensch. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann hat er das auch durchgeboxt und nicht locker gelassen.
Es gibt Tage, da bereue ich es, 400km von zu Hause weg gezogen zu sein. Letze Woche war so einer. Da wäre ich gern noch einmal bei ihm gewesen. Es klingt immer total blöd, aber ich habe tatsächlich am Montag gespürt, dass etwas nicht stimmt. Mein Magen hat den ganzen Tag gemeckert. Vielleicht habe ich mich mit meinem Opa blind verstanden. Ohne viele Worte. Aber trotzdem fällt es mir schwer, ihn zu beschreiben. Wie er war. Was ihn antrieb.
War er bescheiden? Bestimmt. Er hat seinen zu teuren Benz gegen einen Japaner "getauscht". Und dann ständig über die Karre gemeckert, weil sie irgendwelche Macken hat. Sein Meckern war aber nie böse, sondern immer mit einem ironischen Unterton versehen. Etwa wenn er sich mit der Oma stritt, weil diese mal wieder über irgendwelche Ausländer herzog. "Das waren sicher wieder die bösen Ausländer, nicht wahr, Uschi?" pflegte er zu sagen, wenn sie sich mal wieder über irgendetwas aufregte.
War er ein guter Mensch? Ja. Er hat sich stets um mich gekümmert. Um uns alle. Am Wochenende war oft beim Bäcker, um für uns alle etwas zum Frühstück zu besorgen. Meistens fuhr er da mit einem klapprigen Fahrrad hin. Und er hat immer den Rasen gemäht. Und auf den Hund meines Onkels aufgepasst, wenn dieser in den Urlaub fuhr.
Es fällt mir immer noch schwer zu glauben, dass er auf einmal nicht mehr da ist. Auch jetzt muss ich schon wieder weinen. Ich dachte ich wäre stark. Das bin ich nicht. Ich beneide meine Mutter um ihre Stärke. Während sie mir minutenlang erklären kann, was genau passiert ist... mir erklärt, dass es besser ist, dass er keine Schmerzen mehr hat. Mir erklärt, was die Ärzte noch tun bzw. nicht mehr tun konnten. Während all dieser Zeit kriege ich nichtmal ein "ja" oder "nein" heraus, sondern sitze nur da und weine. Sie sagte, er wäre stolz auf mich. Auf das, was ich im Studium erreicht habe, und so weiter.
Ich frage mich, was er erreichen wollte. Und was er nicht erreichen konnte, weil die Zeiten es nicht zugelassen haben. Ich schätze, er hätte einiges erreichen können. Unter anderen Umständen. Er hat mir gegenüber nie eine politische Meinung geäußert. Ich schätze, er war neutral und kritisch gegenüber allen.
Geraucht hat er viel. Zu viel. Obwohl, ulkigerweise ist er daran nicht gestorben. Von daher kann es wohl nicht so viel gewesen sein. War er geizig? Ich denke ja, denn mein Geiz-Gen habe ich definitiv von ihm. Vielleicht musste er auch einfach nur mit wenig auskommen. Ich merke immer mehr, dass ich eigentlich kaum etwas über sein Leben weiß und ich gerne mehr erfahren würde. Ich habe nur Angst, dass ich es nicht aushalten würde. Ich ihm dann gerne Fragen stellen würde, die ich nicht mehr beantwortet kriege. Schon der Gedanke daran macht mich echt traurig. Im Gegensatz zu ihm bin ich kein guter Mensch? Ich breche das hier mal ab. Muss da doch noch mal drüber nachdenken und mit meiner Mutter reden.
Wenn ich an ihn denke, dann hab ich als erstes ein Bild im Kopf: Wir beide sitzen im Garten auf der Bank vor dem Häuschen. Er liest die Zeitung (oder einen Bergdoktorschundroman, hihi) und ich sitze daneben und "arbeite" seine Bingo-Scheine der BZ ab. Oder lese auch. So konnten wir einige Zeit miteinander verbringen ohne viel sagen zu müssen. Meistens rauchte er nebenbei.
Einmal hat er sogar etwas beim BZ-Bingo gewonnen. Da musste er sehr ausdauernd sein, weil die Leute von der BZ die Kohle natürlich nicht so einfach rausrücken wollten. Aber er hat's dann letztlich geschafft. Ich denke er war ein ausdauernder Mensch. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann hat er das auch durchgeboxt und nicht locker gelassen.
Es gibt Tage, da bereue ich es, 400km von zu Hause weg gezogen zu sein. Letze Woche war so einer. Da wäre ich gern noch einmal bei ihm gewesen. Es klingt immer total blöd, aber ich habe tatsächlich am Montag gespürt, dass etwas nicht stimmt. Mein Magen hat den ganzen Tag gemeckert. Vielleicht habe ich mich mit meinem Opa blind verstanden. Ohne viele Worte. Aber trotzdem fällt es mir schwer, ihn zu beschreiben. Wie er war. Was ihn antrieb.
War er bescheiden? Bestimmt. Er hat seinen zu teuren Benz gegen einen Japaner "getauscht". Und dann ständig über die Karre gemeckert, weil sie irgendwelche Macken hat. Sein Meckern war aber nie böse, sondern immer mit einem ironischen Unterton versehen. Etwa wenn er sich mit der Oma stritt, weil diese mal wieder über irgendwelche Ausländer herzog. "Das waren sicher wieder die bösen Ausländer, nicht wahr, Uschi?" pflegte er zu sagen, wenn sie sich mal wieder über irgendetwas aufregte.
War er ein guter Mensch? Ja. Er hat sich stets um mich gekümmert. Um uns alle. Am Wochenende war oft beim Bäcker, um für uns alle etwas zum Frühstück zu besorgen. Meistens fuhr er da mit einem klapprigen Fahrrad hin. Und er hat immer den Rasen gemäht. Und auf den Hund meines Onkels aufgepasst, wenn dieser in den Urlaub fuhr.
Es fällt mir immer noch schwer zu glauben, dass er auf einmal nicht mehr da ist. Auch jetzt muss ich schon wieder weinen. Ich dachte ich wäre stark. Das bin ich nicht. Ich beneide meine Mutter um ihre Stärke. Während sie mir minutenlang erklären kann, was genau passiert ist... mir erklärt, dass es besser ist, dass er keine Schmerzen mehr hat. Mir erklärt, was die Ärzte noch tun bzw. nicht mehr tun konnten. Während all dieser Zeit kriege ich nichtmal ein "ja" oder "nein" heraus, sondern sitze nur da und weine. Sie sagte, er wäre stolz auf mich. Auf das, was ich im Studium erreicht habe, und so weiter.
Ich frage mich, was er erreichen wollte. Und was er nicht erreichen konnte, weil die Zeiten es nicht zugelassen haben. Ich schätze, er hätte einiges erreichen können. Unter anderen Umständen. Er hat mir gegenüber nie eine politische Meinung geäußert. Ich schätze, er war neutral und kritisch gegenüber allen.
Geraucht hat er viel. Zu viel. Obwohl, ulkigerweise ist er daran nicht gestorben. Von daher kann es wohl nicht so viel gewesen sein. War er geizig? Ich denke ja, denn mein Geiz-Gen habe ich definitiv von ihm. Vielleicht musste er auch einfach nur mit wenig auskommen. Ich merke immer mehr, dass ich eigentlich kaum etwas über sein Leben weiß und ich gerne mehr erfahren würde. Ich habe nur Angst, dass ich es nicht aushalten würde. Ich ihm dann gerne Fragen stellen würde, die ich nicht mehr beantwortet kriege. Schon der Gedanke daran macht mich echt traurig. Im Gegensatz zu ihm bin ich kein guter Mensch? Ich breche das hier mal ab. Muss da doch noch mal drüber nachdenken und mit meiner Mutter reden.
motilos - 21. Okt, 20:33